Von Konzentrationslagern und Massenmord, von der Vernichtung der europäischen Juden, wollten die meisten Deutschen nach dem Krieg nichts mehr wissen. Doch diese Nachkriegsausrede war eine Lüge: Denn viele jubelten nicht nur Hitler zu, sondern halfen auch, die Konzentrationslager durch Denunziationen zu füllen – oder waren gar selbst am Holocaust oder anderen Kriegsverbrechen beteiligt.
In ihrem Stück „no shame in hope (eine Jogginghose ist ja kein Schicksal)” fordert die Autorin Svealena Kutschke dazu auf, mit den eigenen „Privatnazis” aufzuräumen. Die Aufarbeitung dieser gewaltvollen Zeit ist noch lange nicht abgeschlossen. Wie setzt man sich mit dem Nationalsozialismus, aber auch der möglichen Schuld von eigenen Vorfahren auseinander? Hier einige Empfehlungen.
Erinnerungsorte für die Opfer des Nationalsozialismus
Gedenkstätten, Museen, Dokumentationszentren, Mahnmale, Online-Angebote – zahlreiche Einrichtungen und Initiativen erinnern an die Opfer des Nationalsozialismus, bieten Bildungsangebote zur Geschichte des Nationalsozialismus und engagieren sich für Überlebende und Jugendbegegnungen. Wo Sie welche Erinnerungsorte mit welchem pädagogischen Angebot finden, erfahren Sie hier. Die Datenbank enthält momentan 456 Erinnerungsorte.
www.bpb.de/themen/holocaust/erinnerungsorte/
Stolpersteine für Konstanz – Gegen Vergessen und Intoleranz
Die Initiative „Stolpersteine für Konstanz – Gegen Vergessen und Intoleranz“ arbeitet seit 2005 an der Aufarbeitung von Biografien von Verfolgten des Nationalsozialismus – Juden, politisch und religiös Verfolgte, Euthanasieopfer, Deserteure, Sinti und Roma und Homosexuelle erhalten so auch in Konstanz ihre Identität und ihre Würde zurück. Es gibt viele Möglichkeiten, sich im Rahmen dieser Initiative zu engagieren, so kann man beispielsweise spenden und Stein-Pat*in werden.
www.stolperteine-konstanz.de/
Das KZ vor der Haustür: Sonderpräsentation im Archäologischen Landesmuseum Baden-Württemberg mit Hauptsitz in Konstanz
Ab dem 25. Januar 2025 bis zum 13. April 2025 gastiert im Archäologischen Landesmuseum Baden-Württemberg die Wanderausstellung „Das KZ vor der Haustür“. Sie gibt Einblicke in den nationalsozialistischen Terror in Baden-Württemberg während des Zweiten Weltkriegs und lädt zum Nachdenken ein: Welche Spuren haben sich an den ehemaligen Terrororten in Baden-Württemberg erhalten? Was können solche materiellen Relikte über die NS-Verbrechen aussagen? Wie ist mit der schwierigen Erblast angemessen umzugehen und sollen die Zeugnisse eines verbrecherischen Kulturbruchs auch Kulturdenkmale sein? Die entstandene kleine Sonderpräsentation möchte die Neugier ihrer Besucher*innen wecken und sie dazu einladen, sich dem Thema Denkmalpflege an NS-zeitlichen Terrororten über Texte und Exponate zu nähern. Bei den ausgestellten Objekten handelt es sich um Funde aus baden-württembergischen Konzentrationslagern, die bei Grabungen und Geländebegehungen des LAD geborgen wurden.
www.alm-konstanz.de/sonderausstellungen/kleine-sonderpraesentation-das-kz-vor-der-haustuer
Gedenkorte. Zur materiellen und räumlichen Performanz von NS-Gedenkstätten. Eine Fotodokumentation
Eine Karte der Bundeszentrale für politische Bildung markiert allein in der Bundesrepublik Deutschland eine Vielzahl von NS-Gedenkstätten. Dazu gehören die großen Gedenkstätten an den Orten ehemaliger Konzentrationslager und den ehemaligen Außenlagern, Gedenkstätten und Informationseinrichtungen in den so genannten „Euthanasie”-Anstalten der Aktion T4, Gedenkstätten an Orten ehemaligen jüdischen Lebens, Friedhöfe für KZ-Opfer u.v.m. An den meisten der in der Karte genannten Orte gibt es auch bauliche Überreste. Es liegt auf der Hand, dass eine Vollerhebung beziehungsweise das Erkunden aller Gedenkstätten in ganz
Europa unmöglich ist.
Die Dokumentation zielt vor allem auf eine Darstellung der baulichen Überreste, der Gedenkstätteninfrastruktur sowie der Strategien im Umgang mit diesen Resten. Gleichzeitig ist es aber auch möglich, eine Art fotografischen Rundgang durch die besuchten und fotografierten Gedenkstätten zu unternehmen. Diese Rundgänge sind keineswegs vollständig und darüber hinaus von den Blicken und Wegen der Reisenden geprägt.
www.gedenkorte.net/index.php?option=com_content&view=article&id=71&Itemid=29
#everynamecounts
Bei diesem Hashtag der Arolsen Archives kann man am weltweit größten digitalen Denkmal für die Opfer und Überlebenden des Nationalsozialismus mitbauen. Bei #everynamecounts erfasst man Namen und Daten von Opfern und Überlebenden des Nationalsozialismus. So beschäftigt man sich aktiv mit der Vergangenheit und setzt ein Zeichen für Respekt, Vielfalt und Demokratie heute. Die Dokumente im Archiv, die Schicksale von 17,5 Millionen Menschen belegen, sind bereits eingescannt. Um sie aber im Online-Archiv weltweit auffindbar und sichtbar zu machen, müssen die Informationen in eine Datenbank eingetragen werden – mit Ihrer Hilfe!
Bisher haben über 170.000 freiwillige Unterstützer*innen geholfen. Mehr als 7 Millionen Dokumente wurden schon gemeinsam bearbeitet. Man braucht dafür einen Internetzugang und einen Bildschirm. Bereits fünf Minuten reichen für ein Dokument, das so zu einem neuen Baustein im digitalen Denkmal wird.
everynamecounts.arolsen-archives.org/
Rosa-Luxemburg-Stiftung
Die Rosa-Luxemburg-Stiftung gehört zu den großen Trägern politischer Bildungsarbeit in der Bundesrepublik Deutschland. Sie versteht sich als ein Teil der geistigen Grundströmung des demokratischen Sozialismus. Zum Thema Nationalsozialismus, Aufarbeitung und Erinnerungspolitik gibt es viele frei zugängliche Videos, Dossiers und Veranstaltungen, die über das Onlinearchiv der Stiftung zu finden sind.
www.rosalux.de