Die Spielstätten
Stadttheater
Das Stadttheater ist mit fast 400 Plätzen die größte Spielstätte des Theater Konstanz. Vor 400 Jahren als Gymnasium des hiesigen Jesuitenklosters erbaut, ist das Stadttheater die älteste dauerhaft bespielte Bühne Deutschlands.
Konzilstraße 11, 78462 Konstanz Maps
Spiegelhalle
Die Spiegelhalle ist der Spielort mit maximal 180 Plätzen für junges und experimentelles Theater in Konstanz. 1993 erhielt das Theater Konstanz die ehemalige Güterhalle direkt am Hafen als Spielort für das junge theater.
Hafenstraße 12, 78462 Konstanz Maps
Werkstatt
Die Werkstatt Inselgasse mit max. 90 Plätzen befindet sich unterm Dach des Verwaltungs- und Werkstattgebäudes des Theater Konstanz.
Inselgasse 2, 78462 Konstanz Maps
Barrierefreiheit
Das Stadttheater verfügt über zwei Behindertenparkplätze in der Theatergasse, eine Rollstuhlrampe ins Foyer und ein behindertengerechtes WC.
Die Spiegelhalle verfügt über eine Rollstuhlrampe und ein behindertengerechtes WC.
Die Werkstatt hat keine behindertengerechte Infrastruktur und keinen adäquaten Zugang für Rollstuhlfahrer*innen.
Bitte wenden Sie sich zur Buchung von Rollstuhlplätzen an die Theaterkasse.
Historie
THEATER KONSTANZ SEIT ÜBER 400 JAHREN
Ein Superlativ, aber es stimmt: Seit über 400 Jahren wird hier Theater gemacht. Angefangen hat es mit der Gründung einer Schule durch die Jesuiten. Baubeginn 1607. Die Holzsäulen im Erdgeschoss stammen noch aus dieser Zeit. Von Schülern werden geistliche Stücke aufgeführt, in lateinischer Sprache. Über Märtyrer und Heilige, aber auch Missionsgeschichten aus Ostasien. Fürs Publikum gibt es Programme mit deutscher Zusammenfassung. 1773 ist Schluss: Der Jesuitenorden wird aufgehoben, der Lehrbetrieb zieht ins frühere Kolleg nebenan. Zwei Bürger übernehmen das Schulgebäude und bauen um. Ein Saal entsteht, mit umlaufender Empore und Logen. An der Fassade bringt man ein Relief an: Die Vertreibung des Hanswurst von der Bühne - Harlekin & Co. purzeln aus dem Bild. Der Beginn des deutschen Theaters ist eine ernste Angelegenheit. Reisende Schauspieler*innen treten auf, wochenweise im Winter. Auf die Wandertruppen folgen Unternehmer, wirtschaftlich selbständige Intendanten - ein unsicheres Geschäft.
Während man sich andernorts prächtige Theater nach dem neuesten Stand der Technik baut, muss Konstanz mit dem Vorhandenen auskommen. Ein echter Neubau bleibt Wunschtraum. Die Nationalsozialisten wollen das Bürgertum für sich gewinnen. Zur Seeseite hin wird 1934 ein Bühnenturm aufgerichtet und mit zwei Figuren bekrönt: Schauspiel und Musiktheater - Mehrspartenhaus. Und eines der wenigen, das 1945 noch intakt ist. Neubeginn mit großen Namen: Heinz Hilpert empfängt Carl Zuckmayer und Max Frisch. Der Zuschauerraum atmet bis heute den Charme der 1930er Jahre, gemildert durch Beleuchtung aus den 50ern.
1951 übernimmt die Stadt Konstanz den Betrieb. Man leistet sich ein festes Ensemble, nicht unumstritten. Werkstatt (1977) und Spiegelhalle (1995) kommen als weitere Spielstätten hinzu. Sommertheater findet u.a. in Meersburg (1985-2002) und Überlingen (2003-15) statt, seit 2007 wird am Münsterplatz gespielt. Seit der Spielzeit 1989/90 macht das Junge Theater Konstanz als integrierte Abteilung Theater für junges Publikum und alle bis 99.
Nach den Intendanzen von Hans J. Ammann (1980-1988), Ulrich Khuon (1988-1994), Rainer Mennicken(1994-2001), Dagmar Schlingmann (2001-2006) und Prof. Dr. Dr. Christoph Nix (2006-2020), übernimmt mit der Spielzeit 2020/21 Karin Becker die Leitung des Theaters.
DAS RELIEF AN DER FASSADE DES STADTTHEATERS
Zu den beliebtesten Bühnenfiguren gehörte bis ins 18. Jahrhundert die lustige Person. In der deutschen Tradition gab es den Hanswurst. Aus dem italienischen Theater stammte der Harlekin. Sie machten aus dem Stegreif derbe Späße, die häufig nichts mit dem Stück zu tun hatten. Weil sie nicht die „Handlungen des gemeinen Lebens" nachahmten, wurden sie in der Aufklärung als „Geschöpfe einer unordentlichen Einbildungskraft" von Johann Christoph Gottsched (1700‒1766) vehement abgelehnt. Er hielt nichts von „ungereimten Streichen", sondern wollte ein am französischen Vorbild orientiertes „regelmäßiges" Theater in Deutschland etablieren. Die Dichtkunst sollte Regeln folgen und das Theater eine „Schule guter Sitten" sein.
1737 soll die Theatertruppe der Caroline Neuber in Leipzig den Harlekin symbolisch von der Bühne verbannt haben. Beim Umbau der früheren Jesuitenschule zum Theater wurde diese Episode deutscher Theatergeschichte auf einem farbigen Relief an der Fassade dargestellt (urspr. 1790, 1934 rekonstr.). Man sieht, wie die verschiedenen Spaßmacher von der Bühne gedrängt werden, mitten im Geschehen die Neuberin, im Hintergrund das Dichterpferd Pegasus. Der Maler Franz Xaver Herrmann (1758‒1839) war der Sohn des bekannteren Kirchenmalers Franz Ludwig Herrmann und Onkel der Konstanzer Malerin Marie Ellenrieder.