18/04/26
SPIEGELHALLE
Der Kirschgarten
LET'S ALLY
nach Anton Tschechow
Regie & Choreografie Henri Hüster & Bea Carolina Remark
Dramaturgie Meike Sasse
Der alte Kirschgarten steht in voller Blüte. Eine neue Zeit ist angebrochen. Die Gutsbesitzerin Ranéwskaja und ihre Familie wissen um die geänderten Umstände, aber sie handeln nicht danach.
Die Grundsituation in „Der Kirschgarten“ kommt uns mehr als bekannt vor: Die Protagonist*innen wissen alle, dass sie so, wie sie im Moment leben, nicht weitermachen können und tun es trotzdem. Sie haben nur eine Art zu leben gelernt: in Saus und Braus. Verschwenderisch. Doch sie haben ihre Rechnung ohne die Natur gemacht: unerwartete Nachtfröste im Mai beeinträchtigen den Ertrag der Bäume. Wieder keine Hoffnung auf Einnahmen, die doch so dringend nötig wären. Das Gut ist pleite. Der Kaufmann Lopachin weiß einen letzten Ausweg angesichts des drohenden Konkurses: den Kirschgarten abholzen und kleinteilig verpachten. Gutsbesitzerin Ranéwskaja lehnt ab. Statt sich Dialog und Wandel zu stellen, hält sie am Bestehenden fest und verliert schließlich alles. Unter dem Geräusch der fallenden Kirschbäume muss Ranéwskaja mit ihrer Familie das Gut und damit eine Welt verlassen, deren Untergang sie nicht aufhalten konnte. Oder wollte?
Was passiert mit einer Gesellschaft, aber auch mit einzelnen Individuen, wenn sicher geglaubte Konstanten wegbrechen? Das Regieund Choreografieteam Henri Hüster und Bea Carolina Remark nehmen sich mit großer Freiheit dem vielgespielten Werk Anton Tschechows an. Zu untersuchen gilt, welche Auswirkungen eine Geschichte des gesellschaftlichen Verlusts auf die einzelnen Körper hat. „Das, was wir Krise nennen, ist der Moment, wenn das Alte untergegangen ist und das Neue noch nicht geboren werden kann.“ (Antonio Gramsci)
Im Rahmen des Bodenseefestivals 2026 „in Bewegung“
