Tot sind wir nicht

"Hör hin, hör her, hör kreuz und quer". Blaue Kopfhörer. Die Ohrabdeckungen bilden die Augen eines Gesichts. Eine quer darunter liegende Banane bildet den Mund. Über dem Bild liegen Schneeflocken. Beschreibung: Psssst. Familienstück Familienstück übers Rauschen und Lauschen von Barbara Fuchs & Jörg Ritzenhoff, ab 20/11/22, Uraufführung, Werkstatt, ab 4 Jahren

16/12/2022

SPIEGELHALLE

ABO

Tot sind wir nicht

von Svenja Viola Bungarten

Dauer 1 Stunde 45 Minuten
Regie Swen Lasse Awe Bühne & Kostüme Janna Keltsch Musik Philipp Koelges
Dramaturgie Hannah Stollmayer
Mit Sabine Martin, Angelika Bartsch, Odo Jergitsch, Dominik Puhl, Kristina Lotta Kahlert

Warum treffen sich zwei ältere Damen mit Pelzmantel und Schinkenbrot mitten in der Nacht? Das liegt doch auf der Hand: Sie verticken Medikamente. Und woher bekommen sie die Medikamente? Ist doch klar: von Ute K.s totkrankem Mann Willy. Denn Ute K. und Beate brauchen Geld, um sich ihren großen Traum zu erfüllen – ein gemeinsamer Lebensabend auf Okinawa, wo die Menschen uralt werden. Doch dann macht ihnen Willy einen Strich durch die Rechnung als er plötzlich stirbt und mit ihm die Rezeptquelle. Eine billige Beerdigung muss nun her und da sind die Bestatter bei DEATH Death & Sons die richtige Anlaufstelle. Träumt der eine doch von der Revolutionierung der Beerdigungsindustrie und hat ein spannendes Angebot für die Damen.

Auf skurril-komische Weise erzählt „Tot sind wir nicht“ von großen Träumen und zeigt, dass Lebenswünsche und Sehnsüchte kein Alter kennen.

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Pressestimmen

Kristina Lotta Kahlert spielt diese Riesin mit dem prickelnd kalten Hauch, die in der Konstanzer Spiegelhalle immer wieder durch das Stück geistert, bevor sie eigentlich mit ihrer Franka auftritt.
…Sabine Martin als Witwe Ute K. und Angelika Bartsch als Beate, die ihre Freundin nicht nur platonisch liebt, schaut man gerne zu, wie sie große Worte gelassen aussprechen. Ein klassisches Gegensatzpaar, das in seiner beidseitigen Zuneigung die Kraft findet, sich über die unschönen Begleiterscheinungen des Alterns lustig zu machen.
… Puhl und Jergitsch drehen mit großen Gesten mächtig satirisch auf.
… Statt Zigarettenrauch zieht ab und an ein Nebelschleier durch den Bühnenraum der Spiegelhalle, der die Lakonie und den morbiden Charme der Inszenierung unterstreicht.

Maria Schorpp, Südkurier, 20.12.2022

Als psychedelisches Traumspiel inszeniert der Regisseur Swen Lasse Awe das dramatische Debüt der Autorin. Orgelmusik und elektronische Klänge transformiert Philipp Koelges in seiner Musik in einen erregten Fluss. Die Vielfalt der Klänge und der musikalischen Motive ist berauschend. Die Intention an das Publikum ist klar: Man muss den Boden der Realität verlassen, um Bungartens Botschaft zu verstehen.
… Das surreale Regiekonzept Awes geht auf, weil sich das Ensemble auf seine Gratwanderung zwischen den Wirklichkeitsebenen einlässt.
… Mit dem starken Schauspielensemble und mit einem musikalischen Format, das sich von den starren Dialogen löst, lenkt Swen Lasse Awe den Blick auf die Sprachkraft und auf die inhaltlichen Qualitäten des Texts. Sein Blick auf das Debüt macht Lust, diese spannende junge Theaterautorin zu entdecken. Ihren klugen, kritischen Blick auf eine Gesellschaft, die das Alter verdrängt und stattdessen die permanente Selbstoptimierung predigt, hat der Regisseur kongenial in Szene gesetzt.

Elisabeth Maier, Theater der Zeit online, 2.1.2023

Theater Konstanz — Foto: Milena Schilling

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